Startdatum: 16.10.2011 12:30 MEZ
Startort: Basel, Bruderholz
Mehrere Monate lang hatten wir uns auf unseren ersten Ballonstart vorbereitet. Unsere Ballon-Box hatten wir mit folgenden Geräten versehen:
- GoPro-Kamera zur Aufzeichnung von HD-Video
- GPS-Tracker zur Übertragung von Positionsdaten via GPRS
- Peilsender zur Ortung in der Nähe des Landeortes
Mehr Elektronik wollten wir bei unserem ersten Versuch nicht verbauen, es genügte uns als Primärziel, ein Video des Flugs aufzuzeichnen und wenn möglich Positionsdaten zu empfangen. Zur Verfolgung des Ballons hatten wir einen Webserver eingerichtet, welcher die empfangenen Positionsdaten live anzeigen konnte.
Aufgrund der Flugvorhersage gingen wir davon aus, dass der Ballon grösstenteils nach Südosten fliegen und schliesslich im Gebiet von Ziefen landen würde.
Bei idealem Wetter machten wir uns am 16.10.2011 gegen 11 Uhr zum Bruderholz auf. Diese Anhöhe am Rande von Basel bietet grosse, freie Flächen, so dass ein Ballonstart ohne das Risiko einer Kollision mit einem Hindernis stattfinden kann.
Wie erwartet wehte an diesem Tag nur ein schwacher Wind.
Die Vorbereitung des Starts stellte sich als kniffliger als gedacht heraus. Das Ventil der Heliumflasche war zu klein, so dass die Befüllung des Ballons schwierig war. Mit einem Referenzgewicht von 750 g massen wir die Füllmenge des Ballons. Sobald der Ballon trotz Referenzgewicht Auftrieb erhielt, würde er gemäss Berechnung mit der 500 g schweren Box eine Geschwindigkeit von 5 m/s erreichen.
Um 12.30 Uhr war es endlich soweit, der Ballon hob ab.
Sofort versuchten wir, ihn mit der Peilausrüstung zu verfolgen, was immerhin bis zu einer Entfernung von 1 km gut klappte. Auch der GPS-Tracker meldete sich jede Minute mit neuen GPS-Daten, die wir auf unserem webbasierten Live-Tracker verfolgen konnten. Etwas beunruhigend war die geringe Steiggeschwindigkeit von 1.5 statt 5 m/s.
Die GPS-Daten deckten sich recht gut mit der Vorhersage, was uns dennoch zuversichtlich stimmte. Leider verloren wir den Kontakt um etwa 13.20 Uhr, als sich der Ballon in ca. 6000 m Höhe über Reinach Süd befand. Damit wussten wir, dass der GSM-Empfang nur bis in diese Höhe funktionierte.
Wir mussten nun bis zur Landung warten, um wieder ein Signal zu erhalten. Mehre Stunden sassen wir in der Stube und starrten gespannt auf den Bildschirm, in der Hoffnung, dass plötzlich neue GPS-Daten angezeigt würden. Leider wurde unsere Geduld auf eine harte Probe gestellt, denn auch nach vier Stunden erhielten wir kein neues Signal. Enttäuscht gingen wir alle nach Hause und schauten bis zum Abend von Zeit zu Zeit nach, ob sich etwas getan hat.
Leider gab es auch bis zum späten Abend kein Lebenszeichen von der Box. Sie war also entweder in einem Gebiet ohne Mobilfunkempfang gelandet, oder sie war aufgrund der geringen Steiggeschwindigkeit immer noch unterwegs. Da wir keinerlei Anhaltspunkte hatten, wo die Box hätte landen können, konnten wir auch keine Suchaktion starten. Stattdessen mussten wir wohl oder übel darauf hoffen, dass die Box irgendwann zufällig gefunden würde.
Vier Tage später erhielten wir ein erfreuliches und gleichsam unglaubliches Telefonat. Ein Waldarbeiter aus Rumänien meldete sich, nachdem er die Box in der Nähe von Arad in einem Wald gefunden hatte. Offenbar hatte der Ballon in den vier Tagen mehr als 1000 km zurückgelegt! Natürlich konnte nach dieser Zeit kein Signal mehr gesendet werden, da die Batterien längst leer waren. Vermutlich hätte es auch keinen GSM-Empfang mehr gegeben.
Zum Glück hatten wir rumänische Arbeitskollegen, wodurch eine vernünftige Kommunikation erst möglich wurde. Wir boten dem Waldarbeiter einen grosszügigen Finderlohn und baten ihn, uns die Box per Post zurückzuschicken.
Allerdings zeigte sich der Waldarbeiter bald von seiner negativen Seite und verlangte mehr Geld, da ihn nur der Wert der Hardware interessierte. Frecherweise wollte er dann auch noch die Videos an das lokale Fernsehen verkaufen. Daraufhin brachen wir den Kontakt ab und gaben auf. Wir hatten keine Lust mehr, mit solchen Leuten zu verhandeln.
Schlussendlich hatten wir aus dem Fehlschlag auch etwas gelernt. Beim nächsten Mal würden wir besser darauf achten müssen, dass wir wirklich ausreichend Helium in den Ballon füllen. Auch der GPS-Tracker hatte nicht wirklich gut funktioniert. Die Übermittlung der Daten via GPRS funktionierte nur bis 6000 m zuverlässig und verbrauchte vermutlich auch viel Strom. Eine Verfolgung des Ballons in Echtzeit ist damit nicht möglich, und für die Lokalisierung am Landeort würde eine einzelne SMS genügen.